Green Fusion stellt zum ersten Mal Daten aus 800 digitalisierten Heizungskellern öffentlich zur Verfügung. Zu erkennen ist, an welchen Stellen Heizungen ineffizient laufen und ob zum Beispiel ein hydraulischer Abgleich wirklich notwendig ist. Die Ergebnisse sind Teil der Veröffentlichung „Die Dekarbonisierung der Wohnungswirtschaft in Zahlen“ von Green Fusion und Ampeers Energy.
Ein häufig übersehenes Problem in Heizungsanlagen ist die oft viel zu hohe Vorlauftemperatur. Unsere Untersuchung hat ergeben, dass diese bei den betrachteten Gasheizungen im Durchschnitt 64,4 °C beträgt – und das bereits bei einer moderaten Außentemperatur von 4 °C.
Diese Werte sind weit über dem notwendigen Bereich, was zu erheblichen Energieverlusten führt. Hohe Vorlauftemperaturen bedeuten, dass mehr Wärme erzeugt und durch die Leitungen transportiert werden muss, als tatsächlich für die Beheizung der Räume erforderlich ist. Dies verschlechtert nicht nur die Effizienz der Anlagen, sondern führt auch zu unnötig hohen Heizkosten für die Bewohner und CO2-Steuern für die Vermieter.
Durch gezielte Anpassungen können die Vorlauftemperaturen oft um mehrere Kelvin gesenkt werden, ohne den Komfort der Bewohner zu beeinträchtigen.
Die wenigsten Wohnungsunternehmen kennen ihr Portfolio gut genug, um zu wissen, welche Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität wirklich erforderlich sind. Ein häufiger Irrglaube ist, dass der Einbau einer Wärmepumpe zwingend mit Dämm-Maßnahmen einhergehen muss. Die Analyse der 800 Heizungsanlagen in Bestandsgebäuden zeigt: 17 % der Gebäude sind ohne Modernisierungen und vor Optimierung des Betriebs bereit für eine Wärmepumpe. Allein durch die Optimierung des Anlagenbetriebs können wir diese Zahl weiter erhöhen.
Das Kriterium sind hier die Anzahl der Heizkreise, die bei einer Außentemperatur von -5 °C Celsius eine Vorlauftemperatur von < 55 °C haben.
Allerdings entfalten Wärmepumpen, besonders wenn sie in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage installiert werden, ihr volles Potenzial nur bei einer intelligenten Steuerung. Ohne diese fallen Energieverbrauch und Betriebskosten oft unnötig hoch aus.
Auch beim Trinkwarmwasser zeigt sich Optimierungspotenzial. Fast 70 % der untersuchten Systeme arbeiten ohne eine Nachtabsenkung, und bei über 20 % der Anlagen liegt die Puffertemperatur unnötig hoch (>65 °C). Solche Anpassungen erfordern keinen baulichen Eingriff, bieten aber große Einsparpotenziale.
Ein weiteres Augenmerk legen wir auf die Zirkulationstemperatur. Etwa 10 % der Anlagen weisen eine zu niedrige Zirkulationstemperatur auf (<50 °C). Dies erhöht das Legionellenrisiko erheblich. Intelligent gesteuerte Systeme sorgen für einen maximal effizienten Betrieb und gewährleisten gleichzeitig die Gesundheitssicherheit.
Der hydraulische Abgleich wird oft als Allheilmittel für ineffiziente Heizsysteme angesehen, ist jedoch kostenintensiv und nicht in allen Fällen nötig. Die Daten zeigen, dass weniger als 18 % der untersuchten Anlagen einen dringenden Bedarf an einem hydraulischen Abgleich aufweisen. Für 43 % der Gebäude sehen wir die Notwendigkeit hinsichtlich der Energieeffizienz nicht wirklich gegeben.
Unsere Daten-Auswertung zeigt eindrucksvoll, dass die Optimierung bestehender Heizungssysteme ein entscheidender Schritt zur Dekarbonisierung des Wohnungssektors ist. Mit datenbasierten Ansätzen können nicht nur signifikante Einsparungen erzielt, sondern auch die passgenaue Auslegung regenerativer Systeme ermöglicht werden. Der Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung beginnt im Heizungskeller.
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Wenn Sie mehr über die erhobenen Zahlen erfahren möchten, laden Sie sich gern die vollständige Studie herunter. Neben den Auswertungen aus 800 Heizungsanlagen teilt Ampeers Energy Erkenntnisse aus 35 Klimastrategien.